Zinssteuerung Magral Dormagen

Kommentar und Meinung zum Artikel vom 30.6.2020 in der NGZ:
Politik stützt komplizierte Zinssteuerung der Stadt

Nur bei einem Satz, hatte Frau Drosten, 2020 noch Kämmerin bei der Stadt Dormagen Recht: „Das Thema ist wirklich kompliziert.“ Das wars aber auch schon… Der Rest ist noch nicht mal Halbwissen! Trotzdem wurde dieses „Geschäft“ damals noch über 126 Mio € gemacht. Heute sind es bereits 221 Mio. €!

Dabei ist es eigentlich gar nicht so kompliziert wenn man sich mal damit beschäftigt. Das musste ich auch, obwohl ich gar kein Kämmerer der Stadt Dormagen bin, und auch nicht werden will, weil die Stadt finanziell kaum noch zu retten ist, wenn Herr Bürgermeister Lierenfeld so weiter macht. Denn er war der Initiator für die sogenannte „Zinssteuerung“ und auch hier musste die Kämmerin für ihn den Kopf vor der Presse hinhalten. Um zu belegen, dass die Dame keine Ahnung hat, ein weiteres Zitat von ihr: „Das ist ein wichtiges und richtiges Geschäft. Ich würde privat ebenso handeln, wenn ich soviel Kapital hätte – mit Unterstützung von Beratern.“ Drosten betonte: Die Stadt wettet nicht auf Zinsveränderungen.“

Liebe Frau Drosten, sie können das privat machen, sie brauchen zunächst mal gar kein Geld dafür! Ich gebe zu, dass ich auch überrascht war, als mir klar wurde, dass das so ist! Und genau das ist das verführerische für Kommunen bei den Zinstauschverträgen = Zinsswaps.

Der Versuch einer ganz einfachen Erklärung:
Alle Kommunen haben Schulden, wir haben besonders viel davon! Natürlich verursachen Kredite auch Kosten, das sind hauptsächlich die Zinsen die man darauf zahlt. Bei einem Kassenkredit = Dispo in Dormagen von fast 190 Mio. € (Stand 31.3.2023) sind diese Zinsen dynamisch. Heißt steigt der Zinssatz wie durch die Inflation, wird das teuer für die Stadt. Nehmen wir die 190 Mio. €, und der Zinssatz steigt nur um 1%, dann zahlt die Stadt per Anno, 1,9 Mio € Zinsen obendrauf zu dem was bis dahin schon an Zinsen gezahlt wurde! Das haut natürlich rein, in den Haushalt der Stadt Dormagen.

Jetzt kommt so eine Beratergesellschaft wie die Magral AG und sagt dagegen kann man was tun, und zwar mit Zinstauschverträgen bzw. Zinsswaps. Am besten ein ganzes Portfolio davon. Wir haben im Moment 6 Zinstauschverträge. Was sind das Zinstauschverträge? Eigentlich auch ganz einfach. Wir wollen bei steigenden Zinsen Geld verdienen um die steigenden Kosten bei steigenden Zinsen zu reduzieren. Ja das geht, indem wir bzw. die Magral AG für uns eine Bank sucht die gerne gegen uns auf einen fallenden Zinskurs wettet und die gibt es zu Hauf diese Banken. Der Nominalwert wird in der Höhe des Kassenkredites gewählt. Zu im Vertrag vereinbarten Terminen wird Kasse gemacht wer Recht hat und wer nicht, die Differenz wird je nach Zinsverlauf, dann entweder von der Kommune an die Bank, oder umgekehrt gezahlt. Hört sich im Prinzip eigentlich gut an, aber nur dann wenn man richtig liegt. Fallen die Zinsen, dann spart man zwar bei Kassenkredit, aber verliert auch beim Zinstauschvertrag, also man hat nichts von fallenden Zins. Steigt der Zins, kann man evtl. einen Teil der gestiegenen Kosten damit abdecken. Soweit so gut!

Das alles macht aber nur wirklich Sinn, wenn die Voraussetzungen gleich sind und das sind sie in Dormagen und auch anderswo in dieser Konstellation nicht. Denn welche Bank, wettet gegen Dormagen unter der Prämisse die Wette zu verlieren? Ich würde sagen keine. Die Bank bestimmt den Basiszinssatz an dem man sich orientiert, und oben drauf verpasst sie uns auch noch anfänglich einen negativen Marktwert, den wir erst aufholen müssen. Die Magral AG erhält für die empfohlenen Swaps, von der Bank eine Provision, die daraus gespeist wird. Also im Prinzip zahlen WIR indirekt die Provision! Die Provision stellt auch einen Interessenkonflikt dar!

Laut meiner Recherchen gehen 2/3 bis 3/4 der Zinstauschverträge zu Gunsten der Bank aus, und das wird bei der Vertragslaufzeit von 30 Jahren bis 2051, eher noch mehr werden. Unser Ertrag wird auch dadurch gemindert, dass die Magral davon auch noch 8-10% Erfolgsprovision erhält. Natürlich beteiligt sie sich nicht an Verlusten! Das Ganze ist aus meiner Sicht sehr Bank / Magral AG lastig!

Wir selber haben schon Geld damit verloren (220.000,- €), Neuss 10 Mio. €, Hagen 50 Mio. € usw… Bei der instabilen Weltlage kommt es schon mal schnell zu unerwarteten Zinsbewegungen und wenn wir dann falsch liegen, gehen wir unter mit unseren Zinsswaps! Selbst die einfachen Zinsswaps werden von den Banken mit der höchsten Risikostufe 7 bewertet.

Sind Sie immer noch davon überzeugt Frau Drosten, dass wir das auf diese Art und Weise machen sollten? Würden Sie das immer noch privat machen? Ich gebe ihnen keine Schuld daran, weil ich glaube, dass sie von Bürgermeister Lierenfeld damit überfahren worden sind. Ohne seine Unterschrift geht da nichts in diesen Dimensionen! Und Frau Drosten, natürlich ist das eine Spekulation, denn ein Wette ist immer eine Spekulation. Wenn sie mit Zinsswaps Erträge erwirtschaften wollen muss man schon spekulieren, sonst wird das nichts! Übrigens der Zinstauschvertrag hat absolut keine praktische oder juristische Bindung mit dem Kreditvertrag. Beides läuft unabhängig voneinander!

DAS BESTE MITTEL GEGEN ZINSRISIKEN IST IMMER NOCH WENIGER KREDITE AUFNEHMEN!